Blogbeitrag Senegalesisch Essen

Habt ihr schon einmal senegalesisch gegessen? Wir auch nicht – bis vor einigen Wochen.
Ich möchte euch mit hinein nehmen in einen bereichernden, unvergesslichen Abend!

In Almería in Spanien lernten wir Antonio kennen, den Pastor der Gemeinde vor Ort. Er hatte einige Senegalesen kennengelernt, die auf den bekannten Obst- und Gemüseplantagen der Provinz Almería für niedrigen Lohn arbeiten. So wollen sie ihre Familien, die sie in Senegal zurückließen, finanziell unterstützen. Allerdings konnten sie die Miete in ihrem Wohnhaus nicht bezahlen. Antonio wollte sie unterstützen und erwarb ein Haus, in dem sie für eine niedrige Miete wohnen können.

Dieses Haus muss natürlich auch in Schuss gehalten werden, doch gab es dabei unerwartete „Schwierigkeiten“:
In dem Haus wohnen ausschließlich männliche Senegalesen und in ihrer Kultur ist es – so Antonio – unüblich, dass ein Mann putzt und sich um das Haus klümmert. Mit der Zeit klappte das wohl besser, aber nicht optimal.
So halfen wir, einige Räume grundzureinigen.

Mit einigen der Senegalesen unterhielten wir uns bei der Arbeit.
Sobald sie hörten, dass wir noch nie senegalesisch gegessen hatten, waren wir eingeladen: Samstag Abend, 19h!
So fanden wir uns einige Tage später in der Küche wieder, die wir zuvor geputzt hatten.

Auf einem Tisch standen zwei Schüsseln mit Reis, Fisch und Gemüse.
Drum herum standen wir mit ungefähr zehn der Senegalesen. Da standen wir nun. Besteck gab es keins. Wir wollten natürlich niemandem auf die Füße treten und nichts falsch machen.
Unsere Blicke kreuzten sich und einigen von uns stand die Verunsicherung ins Gesicht geschrieben – okay, mir stand die Verunsicherung ins Gesicht geschrieben.
Einer der Senegalesen begann zu essen und uns zu zeigen, wie das Ganze funktioniert:
Er nahm mit einer Hand etwas von dem Reis und Gemüse und zerdrückte es zwischen Fingern und Handfläche, sodass die Flüssigkeit zurück in die Schale lief und ein kleiner Reis-Gemüse-Ball in seiner Handfläche entstand. Dann aß er diesen aus seiner Hand. Das Ganze geschah mit einer für mich nicht nachzuvollziehbaren Geschicklichkeit, die ich mehr und mehr bewunderte. Vor allem, als ich versuchte, genau so zu essen…
Ich nahm auch etwas von dem Gericht – und wurde sofort darauf hingewiesen, dass ich nicht die linke, sondern die rechte Hand zum Essen benutzen soll. Ups. So viel zum Thema „Siehe und lerne“ - Schließlich aßen alle ausschließlich mit der rechten Hand. Also versuchte ich es noch einmal, dieses Mal mit der anderen Hand. Es… funktionierte, Nicht gut, aber es funktionierte. Recht schnell war dann das wirklich leckere Mahl auch schon wieder vorbei.

Nach dem Essen wuschen wir unsere Hände, was vor allem bei mir und meinen Teamkollegen nötig war, und wurden aufgefordert, uns zu setzen. Einige der Senegalesen unterhielten sich mit uns – zwischen Spanisch, Englisch und Französisch, eine Herausforderung an und für sich.
Sie erzählten uns von ihrer Heimat, ihren Familien, sangen uns ein Lied in ihrer Muttersprache vor und zeigten uns Bilder von ihren Familien, die sie teilweise seit neun Jahren nicht mehr gesehen haben.
Wir fragten uns, was nun passieren würde. Schließlich kochten sie einen bestimmten Tee, bei dem sehr nachdrücklich betont wurde, dass er gut für die Verdauung sei. Also tranken wir den Tee:
Man nimmt zwei kleine Gläser, eines gefüllt, eines leer. Den Tee schüttet man von Glas zu Glas, bis sich der Tee etwas unten absetzt und oben ein wenig Schaum entsteht. Dann trinkt man den Tee aus einem der Gläser, mit sehr kleinen Schlücken.
Aus dem Glas trinkt einer, es wird nachgefüllt und dann war der Nächste dran. Wieder wurde erwähnt, wie verdauungsanregend der Tee doch sei.
Es wurde immer später und wir fragten uns, wie wir wohl einen guten Weg finden könnten. Zu gehen, ohne dass es unhöflich wäre. Wir hatten ja auch keine Ahnung, was kulturell angebracht ist oder nicht.
So kochte bald der Tee - ein zweites Mal. Die ganze Prozedur geschah also ein weiteres Mal: Tee kochen, hin- und hergießen, trinken, der Nächste. Unsere Frage, wie wir am besten noch frühzeitig nachhause kommen würden, erübrigte sich, als einer der Männer plötzlich erwähnte:
Man muss den Tee dreimal trinken.

Also lehnten wir uns zurück. Bald darauf: Tee kochen, hin- und hergießen, trinken, der Nächste.
Es war nicht so, dass wir uns an sich bei unseren Gastgebern unwohl gefühlt hätten, eher im Gegenteil.Was uns nur verunsicherte, war das Unwissen darüber, wie man kulturell angemessen geht, ohne unhöflich zu sein.
Nach den drei Runden Tee – habe ich schon erwähnt, dass der Tee gut für die Verdauung ist? - ergab sich also die Gelegenheit. Wir deuteten an, dass wir gerne gehen würden, wurden sehr herzlich verabschiedet und verließen das Haus.

Diesen Abend werde ich so schnell nicht vergessen. Wir wissen nicht, ob wir uns „richtig“ oder angemessen verhalten haben. Aber das Essen, der Tee und die Gemeinschaft hatte ich sehr genossen.
Auf dem Weg nachhause blieb also Zufriedenheit mit dem Abend – gemischt mit einem Hauch von Unsicherheit.

(made by Elias)

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